Paula Modersohn-Becker

8. Februar 1876, Dresden – 20. November 1907, Worpswede

Werke

Mutter mit Kindern, um 1903/04

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In der Worspweder Künstlerkolonie erhielt Paula Modersohn- Becker ab 1898 Unterricht bei dem Maler Fritz Mackensen. Doch schon wenig später notierte sie in ihrem Tagebuch: “Die Art wie Mackensen die Leute hier auffasst, ist mir nicht groß genug, zu genrehaft.“ Maler wie Cézanne und Gauguin sind jetzt ihre neuen Vorbilder; von ihnen wollte sie lernen, „naiv zu sehen“, um „bei intimster Beobachtung die größte Einfachheit“ zu erreichen.
„Mutter mit Kindern“ zeigt eine ausgereifte Komposition, in der man das gemalte Bild schon zu erkennen glaubt. In ländlicher Umgebung sitzt eine Bäuerin – auf dem Schoß ihr kleiner Junge. Daneben knien zwei Mädchen und beobachten den Säugling andächtig.
Am oberen Bildrand ist gerade noch der schnelle Bleistiftstrich zu sehen, mit dem die Malerin ihre Studien häufig umrahmte. So verschaffte sie sich eine bildmäßige Vorstellung von der Komposition – und entlang dieses Strichs schnitt sie das Blatt später aus.
Mutterschaft, Kindheit und Landschaft waren konstante Themen im Gesamtwerk der Künstlerin. Angetrieben vom eigenen Kinderwunsch und fasziniert vom kindlichen Erlebnisraum, brachte sie ihre Ansichten gegenüber ihrem Ehemann auf den Punkt: „…diese Mutterbotschaft, sie lebt ja immer noch weiter in jedem Weibe. Das ist alles so heilig. Das ist ein Mysterium. Ich beuge mich ihm, wo ich ihm begegne.“
Paula Modersohn-Becker leitete die hier dargestellte Gruppe nicht aus reiner Beobachtung ab, sondern arrangierte sie sorgfältig im Sinne der Madonnenbilder der Renaissance – was besonders an dem zur Pyramide spitz zulaufenden Aufbau ihres Entwurfs zu erkennen ist. So überformte sie das bäuerliche Genre geradezu monumental und verlieh ihrer Komposition eine zusätzliche sakrale Bedeutung.
In „Mutter mit Kindern“ führte Paula Modersohn-Becker aus, was sie schon während eines Parisaufenthalts 1903 in ihrem Tagebuch geplant hatte: „Mir liegt das Gefühl des Ineinander- und Übereinanderschiebens der Dinge. Ich muss es nur achtsam ausbilden und verfeinern. Ich will in Worpswede viel mehr zeichnen. Ich will mir die Armenhauskinder oder Familie A. oder Familie N. zu Gruppen stellen.“

Haus auf Amrum mit Schafen, 1903