Otto Dix

2. Dezember 1891, Gera – 25. Juli 1969, Singen

Säugling auf rotem Kissen (Ursus), 1927

Säugling auf rotem Kissen (Ursus), 1927

© VG Bild-Kunst, Bonn 2020

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Der Realist Otto Dix zeigt „die Erbärmlichkeit des Daseins ganz nackt und mit einem an Rohheit streifenden Fanatismus der Wahrheit.“ Er packt „den Gegenstand an der Kehle,“ so brachte es ein Kritiker um 1920 auf den Punkt.
Um diese Zeit provozierte der Maler mehrere Skandale: In Berlin konfiszierte die Polizei ein Bild wegen „unzüchtiger“ Darstellungsweise und in Darmstadt kam es aus ähnlichen Gründen zu einer gerichtlichen Anhörung.
Selbst die eigenen Kinder malte Otto Dix mit kompromissloser Offenheit. Wenn bei dem „Säugling auf rotem Kissen“ statt des kindlichen Gesichts die Beine mit den Speckfalten, Po und Geschlecht in den Bildmittelpunkt gerückt sind, zeigt das die typische Eigenheit des Künstlers: Er spielte mit dem Betrachter und dessen Erwartungen, verkehrte ironisch die Sehgewohnheiten und machte das Unerwartete zum eigentlichen Bildgegenstand.
Bei dem Säugling handelt es sich um Ursus – das erste Kind des Künstlers – geboren am 11. März 1927. Dix dokumentierte die ersten Lebensjahre seines Sohns in einer ganzen Serie von Zeichnungen, Aquarellen und einigen wenigen Gemälden. Auch den Vorgang der Geburt hielt er in einer Reihe realitätsnaher Zeichnungen mit geradezu wissenschaftlicher Genauigkeit fest.
Hier signalisiert der nur mit einem weißen Hemdchen bekleidete Säugling sowohl pralles Leben als auch Schutzbedürftigkeit. Der Betrachter kann selbst entscheiden, ob ihn dies anrührt oder abstößt.

Weitere Werke des Künstlers in der Sammlung :

Schwäne am Bodensee, 1955

Möwen am Bodensee, 1953

Am Bodensee, 1951

Landungssteg am Bodensee, um 1955