Werke
Holländische Fischer am Strand, 1936
© VG Bild-Kunst, Bonn 2020
Audio- und Textinformation zum Werk
Wie auf einer Bühne stehen drei Paare nebeneinander am Strand vor dem offenen Meer.
Von rechts ragt ein aufgespanntes Fischernetz ins Bild. Gleich dahinter versucht ein barfüßiger Matrose einer jungen Frau in holländischer Tracht mit einem stattlichen Fisch zu imponieren. In der Mitte eine Dreiergruppe: eine Frau, auch in Holländerinnen-Tracht, reicht einem Mann ein Kind auf den Arm – vor ihnen, ganz zentral: eine Dame, die dem Betrachter den Rücken zukehrt. Und rechts tragen zwei Kinder, wie kleine Erwachsene, einen mit Fischen gefüllten Korb, der vermutlich von dem Segelboot dahinter stammt.
Nicht nur die dreigliedrige Anlage, sondern auch das unterschiedliche Lebensalter der Paare, deutet auf die von Beckmann häufig verwendete Form des Triptychons. Zugleich wird hier aber auch an die Erzählform des expressionistischen Theaters mit seinen unterschiedlichen Handlungssträngen erinnert, von dem sich der Max Beckmann inspirieren ließ.
Warum präsentiert der Matrose der jungen Frau den großen Fisch? Wie eine Trophäe hält er ihr den steifen Tierkörper demonstrativ hin. Immer wieder taucht der Fisch in Beckmanns Werk auf – als Symbol für sinnliche Triebe und für ein organisches, der Lebenskraft zugrunde liegendes Prinzip.
Spr: Beckmann selbst schreibt dazu in seinem Tagebuch durchaus
kritisch: „Soll man denn nie von dieser ewigen scheußlichen vegetativen Körperlichkeit loskommen. Grenzenlose Verachtung gegen die geilen Lockmittel, mit denen wir immer wieder an die Kandare des Lebens zurückgelockt werden.“ Vor diesem Hintergrund dürften die drei Figurengruppen als prädestinierte Rollenbilder verstanden werden, in denen sich die Rituale des Lebens auf ewig wiederholen: der von animalischen Urkräften gesteuerte Trieb, sich im anderen Geschlecht erfüllen zu müssen, die Domestizierung des Verlangens im Bild der Familie und die sich ankündigende Erneuerung der schicksalhaften Bande im Kinderspiel.
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