Werke
4 Kühe, um 1918
Audio- und Textinformation zum Werk
1918 hatte Ernst Ludwig Kirchner bereits zahlreiche Sanatoriumsaufenthalte hinter sich. Er war gesundheitlich angeschlagen und schon bald nach Beginn des Ersten Weltkriegs als wehruntauglich ausgemustert worden. Die Künstlergruppe „Brücke“, zu deren Gründungsmitgliedern der Maler zählte, war schon seit fünf Jahren aufgelöst. So lebte der inzwischen Achtunddreißigjährige nicht mehr im Berliner Großstadtgetümmel sondern in den Schweizer Bergen. In der Obhut eines Pflegers war er auf die Staffelalp bei Davos entlassen worden, wo eine Flut von Zeichnungen entstand.
„Das Flüchtige“ schrieb Kirchner damals in sein Tagebuch, sei ihm das Wichtigste, weil er „dadurch die feinste erste Empfindung einfange.“ In Mischtechnik hielt er vier Kühe im Bild fest, wie sie während der Sommermonate allmorgendlich auf die Alm und abends wieder in den Stall geführt wurden. Mit einfachsten Mitteln legte er die hochalpine Landschaft an. Durch den Blick gegen den Berghang entwickelt er die Komposition stärker in der Fläche, so dass die Tiergruppe dicht beieinander steht und ein kompaktes Ganzes bildet. Dreiecke und spitze Winkel beherrschen die Anordnung. Die spontane, wie ein Stenogramm wirkende Pinselschrift auf dem Kreidegrundpapier lässt die Spuren des Schaffensprozesses eigenmächtig zutage treten.
Zwanzig Jahre wurde die Gegend bei Davos zum Lebensmittelpunkt und auch zum malerischen Motiv Ernst Ludwig Kirchners. 1937 wurden über 600 seiner Werke in deutschen Museen von den Nationalsozialisten beschlagnahmt und einige davon in der Ausstellung „Entarte Kunst“ gezeigt. 1938 nahm der Maler sich das Leben.