August Macke, Bei den Papageien, 1914
WIEDERSEHEN MIT MARC UND MACKE (2015)
18. Juni 2015 – 31. Januar 2016
Dr. Michael Kuhlemann, Stiftung Sammlung Ziegler
Vor einem Jahr endete die große Macke-Ausstellung der Stiftung Sammlung Ziegler im Kunstmuseum Mülheim an der Ruhr. Sie war Auftakt zu einer Reihe von Werkschauen zum 100. Todesjahr des Künstlers, die in Hannover, Bonn und München von der Stiftung und dem Kunstmuseum mit zahlreichen Leihgaben von August Macke (1887-1914) und Franz Marc (1880-1916) unterstützt wurden. Nun kehren sämtliche Werke zurück und sind wieder in vollem Umfang im Kunstmuseum versammelt – Anlass genug, um die beiden Maler im Rahmen einer Gegenüberstellung neu zu präsentieren.
„Ich halte es für einen wirklichen Glücksfall“, so schrieb Marc an Macke kurz nach ihrer ersten Begegnung im Januar 1910, „endlich einmal einen Kollegen von so innerlicher, künstlerischer Gesinnung getroffen zu haben – rarissime! Wie werde ich mich freuen, wenn es uns einmal gelingen sollte, Bild an Bild nebeneinander auszustellen!“ Wenige Tage zuvor war Macke unangekündigt und spontan in Marcs Atelier gekommen, um den Künstler zu treffen, dessen Lithographien er gerade in einer Münchner Galerie entdeckt hatte. Der Besuch war der Beginn einer lebenslangen Freundschaft in herzlicher Einvernehmlichkeit, getragen vom produktiven Austausch der unterschiedlichen Charaktere: Hier der lebensfrohe Rheinländer, der Marc mit seiner ansteckenden Fröhlichkeit und seinem leuchtenden Kolorit inspirierte, dort der Einsiedler aus Sindelsdorf, der Macke für kunsttheoretische Überlegungen begeisterte und in den Kreis des Blauen Reiters einführte. Während für Macke das Arbeiten „ein Durchfreuen der Natur“ und das Kunstwerk „ein Gesang von der Schönheit der Dinge“ war, wollte Marc „hinter die Bühne“ und „zwischen die Spalten der Welt“ schauen, um zur „mystisch-innerlichen Konstruktion“ des Lebens vorzudringen.
Bei aller Verschiedenheit lassen sich aber auch thematische Berührungspunkte und formale Parallelen ausmachen, deren gemeinsame Bezugspunkte in der jeweiligen Auseinandersetzung mit der französischen Avantgarde und der deutschen Maltradition zu finden sind. Die künstlerische Anverwandlung der verschiedenen Vorbilder und Themen vollzieht sich bei beiden aus dem Geist einer „konservativen Modernität“, die das Neue in der Wiederentdeckung und Neubewertung früher einmal als gut und richtig erachteter Ideale erkennt und die Rückbesinnung darauf als Quellpunkt eines naturverbundenen Daseins versteht. Macke malt Visionen von einem erfüllten Dasein im Alltagsleben – die Geborgenheit im Vertrauten, ein Leben in Fülle –, Marc möchte den „Bildkreis der Tiere erraten“, um die schmerzlich empfundene Trennung zwischen Mensch und Natur in einer visionären Durchdringung aufzuheben.
26 Gemälde, Aquarelle und Zeichnungen aus Beständen der Stiftung Sammlung Ziegler und des Kunstmuseums sowie Foto- und Filmdokumentationen eröffnen einen konzentrierten Blick auf Parallelen und Unterschiede im Werk der beiden Malerfreunde.