Werke
Landschaft bei Collioure, um 1911
© VG Bild-Kunst, Bonn 2020
Audio- und Textinformation zum Werk
Zur Entstehungszeit dieses Landschaftsgemäldes war der deutsche Hans Purrmann eng mit dem Franzosen Henri Matisse befreundet und hielt sich häufig bei ihm in Collioure auf, einem Ort an der Mittelmeerküste, unweit der spanischen Grenze. Purrmann hatte Matisse in Paris kennen gelernt und ihn bald darauf mit deutschen Galeristen und dem Hagener Kunstmäzen Karl Ernst Osthaus bekannt gemacht. Bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs war er ein engagierter Anhänger der Malschule, die Matisse ins Leben gerufen hatte – der
‚Academie Matisse’.
„ Mit Matisse bin ich viel zusammen“, schrieb Purrmann 1911 nach Hause. „Meine Arbeiten fand er sehr gut und ich war über seine sehr entschiedene Kritik sehr zufrieden, ich kann unmöglich noch so arbeiten wie ich… es früher machte und… suche verzweifelt nach einem neuen Mittel mich auszudrücken.“ Tatsächlich zeigt das vorliegende Bild deutlich den Einfluss seines Lehrers. Wie Matisse bewegte sich Purrmann mit seiner gegenständlichen Darstellung bis an die Grenze zur Abstraktion. Dabei wurden Haus, Bäume, Büsche und Blüten fast zu farbigen Ornamenten.
Der Maler bedeckte die grau eingetönte Grundierung mit einer überaus dünnen Malschrift, die kaum irgendwo deckend ist. Mit knappen Strichen und Schraffuren sind Komposition, Form- und Farbzusammenhänge angelegt. Trotz der fragmentarischen Darstellungsweise ist der Frühling in der Luft zu spüren. Er zeigt sich im Himmelblau und dem bunten Lichtspiel auf den Hauswänden, sowie in den Grüntönen der mediterranen Vegetation.
Hans Purrmanns „Landschaft bei Collioure“ wirkt unfertig. Der Maler hat sein Bild offensichtlich nicht zu Ende gemalt. Dennoch hat er es signiert. Dies scheint ein Widerspruch, doch das Fragmentarische sah Purrmann, wie auch andere Zeitgenossen, nicht zwingend als Mangel, sondern eher als gültige künstlerische Position.
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